2020 – ein persönlicher Jahresrückblick

Es ist Ende 2020 und leider das zweite Jahr in Folge, in dem ich Familie und Freunde in Deutschland nicht zu Weihnachten sehe. Ich kann also nicht jedem persönlich erzählen, was wir in diesem seltsamen Jahr gemacht haben, also gibt es immerhin ein virtuelles Update! Ein persönlicher Rückblick aufs Jahr 2020, dem Jahr, das für uns sehr viel, aber definitiv nicht nur nur aus Home Office bestand.

Das Jahr 2020 fing für uns in Florida an. Der Weihnachtsbaum stand noch im Hotel und Neujahr verbrachten wir am Strand mit Robins Eltern. Eine kurze, aber angenehme Auszeit vom Winter in Montreal. Zwei Wochen vorher waren wir gerade in eine neue, größere Wohnung umgezogen. In die erste nicht-möblierte Wohnung in Montreal! Das heißt, wir mussten uns erstmal einrichten und zwei Wochen auf einen Geschirrspüler warten. (Luxus Probleme!) Als wir uns da über den üblichen Umzugsstress beschwerten, ahnten wir noch gar nicht, wieviel Zeit wir in diesem neuen Zuhause verbringen sollten und wie froh wir später noch über diese Entscheidung wurden.

Winter

Zur neuen Wohnung gehört eine große Dachterrasse (Bild oben links mit Blick auf den Mont-Royal), aber im Winter zieht es uns meistens zu sportlichen Aktivitäten nach draußen: Snowboarden, Schlittschuhlaufen, Schneeschuh Wandern und natürlich in meinem Fall auch Reiten! Bevorzugt, wenn die Sonne scheint, dann fühlen sich -15°C nicht so kalt an.

Ich werde oft gefragt, ob man denn im Winter auch reiten kann. Absolut! Wenn der Schnee mehr als 30 cm tief ist, wird es etwas anstrengend fürs Pferd, aber ansonsten ist es wie bei den anderen Outdoor Sportarten: Warm anziehen und im Zweifelsfall selbstwärmende Zehenwärmer einpacken!

Winter

Snowboarden

Anfang Februar haben wir ein langes Wochenende mit Freunden in einem Chalet in Mont-Tremblant verbracht und waren bei Minus 20°C Snowboarden. Nicht meine bevorzugte Temperatur, aber nicht Snowboarden ist keine Option. Also zieht man sich einfach die Ski-Maske übers ganze Gesicht um Frostbeulen vorzubeugen. Wir sind also geübt darin, Masken zu tragen (das rechts bin ich):

Snowboard Outfit

Während wir 3 Tage Snowboarden, fällt zuhause in Montreal noch mehr Schnee. Der Blick am nächsten Tag auf die Dachterrasse und unsere Straße:

Nach dem Schneesturm

Uno wird immer wetterfester und mittlerweile geht er auch raus in den Schnee, nur Regen mag er gar nicht (wie Robin und ich). Als es Ende März noch einmal schneit, scheint er aber auch genug davon zu haben.

Anfangs lassen wir Uno nur mit Aufsicht auf den Balkon, also muss er sich vor allem in der Wohnung austoben. Es wird nie langweilig, wenn die Katze so viel Energie hat wie er.

Uno klettert

Im März werden die Nachrichten plötzlich von den explodierenden Covid Fällen beherrscht. Noch einige Tage bevor es von der Quebec Regierung angeordnet wird, wechseln Robin und ich beide ins Home-Office und ahnen noch nicht, dass wir Ende des Jahres noch immer von Zuhause arbeiten. Uno hält uns bei Laune. Genauso die Aussicht auf eine eigene Dachterrasse, die wir während der ersten warmen Tage Ende April sofort nutzen!

Endlich Frühling

Es ist Anfang Mai und die Tage werden langsam wärmer, was wir zum Angrillen nutzen. Der Schnee ist geschmolzen und innerhalb kurzer Zeit werden endlich die Bäume grün und wir holen uns die ersten Pflanzen per Online Bestellung auf den Balkon. Viele Läden haben weiterhin geschlossen und nur “essentielle” Geschäfte sind geöffnet. Selbst die Reithöfe bleiben nach Beschluss der Gesundheitsbehörden für etwa zwei Monate geschlossen und nur die Hofbesitzer und Mitarbeiter dürfen zu den Pferden.

Ende Mai, nach endlos lang erscheinender Pause, kann ich endlich wieder reiten. Mein Pflegepferd Maximus ist vom größeren Pensionsstall zu den Besitzern nach Hause gezogen. Sie wohnen neben einem Wald (mit unzähligen Wegen für lange Ausritte) und haben extra einen kleinen Offenstall für die zwei Pferde gebaut.

Reiten

Der Juli bringt zwei neue Anschaffungen: ein Auto und ein aufblasbares Kajak. Das Kajak passt in den Kofferraum und so können wir an heißen Sommertagen ein paar mal zum See fahren, paddeln und baden. Auch zum Reiten kann ich jetzt endlich auch mal spontan fahren, was ich viel nutze.

Anfang August zelten wir ein Wochenende im Nationalpark Mont-Tremblant, wandern und fahren Kajak. Fern der Zivilisation fällt es uns leichter ein bisschen von der Arbeit und der Pandemie abzuschalten.

Kajak Mont-Tremblant

Wieder zuhause ernten wir unsere Zucchini und Kräuter aus unserem Mini-Garten. Die Dachterrasse wird jeden Tag oder abends nach der Arbeit genutzt. Aber nicht nur von uns, sondern auch von den Eichhörnchen, die irgendwann die Sonnenblumen auffressen. Das gehört in Montreal dazu. Aber hatte ich erwähnt, wie froh wir sind, dass wir in die größere Wohnung mit Dachterrasse gezogen sind? Und dass wir diesen frechen Kater letztes Jahr adoptiert haben, der uns jeden Tag zum Lachen bringt?

Sommer auf Terrasse

Ende August haben wir endlich 10 Tage am Stück Urlaub! Wir fahren mit einem gemieteten Campervan nach Norden den Sankt-Lorenz Strom entlang. Wir fahren über Bergpässe, wandern am Fjord, paddeln im Fluss. Während der Kajaktour sehen wir sogar Wale! Wir campen meist in Nationalparks inmitten der Natur, wo auch Bären gesichtet werden. Aber meist sind es doch nur Murmeltiere, Stinktiere und Eichhörnchen, die wir entspannt auf den Campingplätzen beobachten.

Campen und Kajakfahren Am Fjord und Fluss

Wieder zuhause versinken Robin und ich beide in Arbeit. Es war gut ein bisschen rauszukommen und aufzutanken vorher! Plötzlich ist es Oktober und die Bäume vor der Tür werden tief rot oder gold gelb. Es ist so schön draußen mit all den Farben und wir haben weiter Glück mit dem Wetter, sodass ich etwa zweimal die Woche ausreiten gehe. Der Herbst ist wunderschön in unserer Region, nur leider zu kurz.

Herbst Herbst

Anfang November haben wir den ersten zarten Schneefall. An Robin’s Geburtstag eine Woche später sind alle Blätter gefallen, aber wir haben trotzdem einen wunderschönen Tag und fahren bei ungewöhnlich warmen 20 Grad und Sonne zum See.

Jetzt ist Dezember, wir haben immer mal wieder Schnee oder Regen in Montreal und bereiten uns auf den Winter vor. Wir haben uns Schneeschuhe gekauft, damit wir auch in die Natur können ohne auf Ski Lifte und Gondeln angewiesen zu sein. Es ist zwar geplant, dass die Skigebiete geöffnet werden, aber mit begrenzten Kapazitäten. Es ist klar, dass wir weniger soziale Kontakte haben werden im Winter, wo man sich nicht mehr zum Picknick im Park oder zum Grillen auf der Terrasse treffen kann. Vor kurzem wurde von der Quebec Regierung beschlossen, dass man nur mit dem eigenen Haushalt Weihnachten feiern darf um den steigenden Covid Fällen entgegenzuwirken.

Ein seltsames Jahr neigt sich dem Ende zu. Ich denke, dass wir trotz allem sehr viel draus gemacht haben. Wir sind vor allem dankbar, dass wir die Möglichkeit hatten, raus zu kommen, die Natur zu genießen, im Sommer mit Abstand draußen Freunde zu treffen, und vor allem, dass wir alle gesund geblieben sind!

Fehlt nur, die Familien und Freunde in der Heimat endlich wieder persönlich zu sehen. Wir halten durch. Ich hoffe, ihr auch, und dass ihr gesund bleibt!

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Update: 1.1.2021. Wir haben es ins neue Jahr geschafft, 2020 liegt tatsächlich hinter uns. Es gab kein Feuerwerk von der Stadt, wir haben nur zwei oder drei Raketen, die noch irgendjemand im Keller hatte, links und rechts am Mont-Royal gesehen. Unspektakulär und fast unheimlich ruhig war es auf den Straßen. Nicht dass wir den Drang hatten auf die Straße zu gehen, aber um Mitternacht sind wir für 2 Minuten kurz auf die Dachterrasse gegangen. Apropos, es war das erste und auch das letzte Silvester mit dieser Dachterrasse: Das Ende des Jahres hat noch eine Überraschung für uns aufgespart. Am 29.12. bekamen wir die Mitteilung von unserem Vermieter, dass er im Frühling 2021 selber in die Wohnung einziehen möchte. Wir sind also wieder auf Wohnungssuche und die Aussicht auf einen Umzug während einer Pandemie ist nicht so verlockend. Aber wer weiß, vielleicht finden wir am Ende eine Wohnung, die noch cooler ist?